Publikationen / Spaziergänge

Zur Geschichte von Hermsdorf

Quelle: Klaus Schlickeiser: "Entdecken Sie Reinickendorf. Spaziergänge in Hermsdorf" Berlin 2005.

Example content image using the class .alignleftHermsdorf wird in einer Urkunde von 1349 erstmals erwähnt, ist aber älter, und zwar etwas älter als die umliegenden Dörfer. Sein Gründungsjahr ist auf etwa 1200 anzusetzen. Schon in diesem Jahr waren Teile des Barnims - des Gebietes nördlich des Spreetals – in der Hand der askanischen Markgrafen von Brandenburg, bevor der Barnim um 1230 endgültig in ihren Besitz überging. Erst dann wurden die größeren Nachbardörfer Wittenau (früher Dalldorf), Reinickendorf und Heiligensee angelegt. Für ein höheres Alter Herms-dorfs sprechen die abweichende Dorfform und die bis um 1400 bestehende altmodische Flurverfassung des Ortes. Die Ausgrabungen des Archäologischen Landesamtes 1987-90 haben ergeben, dass zwei der auf dem ursprünglichen Hermsdorfer Dorfkirchhof in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vorgenommenen Bestattungen noch heidnisches Brauchtum aufwiesen, also auf eine Zeit des Übergangs vom Heiden- zum Christentum hindeuten, als heidnisches Brauchtum noch nicht verschwunden war. Das kann nur auf die gerade christianisierten Slawen des Barnims zutreffen. Hermsdorf ist somit, wie der ursprüngliche Ortsname "Hermanstorp“ zeigt, als deutsches Dorf von einem Siedelmeister Hermann gegründet worden, hatte aber eine teilweise slawische Gründergeneration, die möglicherweise in einer Vorgängersiedlung am Fließ gelebt hatte.

Im Jahre 1375 bestanden acht Bauernhöfe. 1585 errichtete die Familie von Goetze einen Rittersitz im Ort und zog – was gesetzlich zulässig war – durch Ankauf sämtliche Äcker der Hermsdorfer Bauern für sich ein. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) wurden der Ort und das Gut zerstört. 1694 erwarb Kurfürst Friedrich III. das Gut und die Rechte am Dorf. Sein zweiter Nachfolger König Friedrich der Große richtete 1754 das Erbzinsgut Hermsdorf ein und ließ zwei Bauern sowie sieben Büdner ansiedeln, so dass das Dorf bis zur heutigen Berliner Straße vergrößert wurde.

Nach 1860 besaß Leopold Lessing das Gut, dessen Erträge er zunächst durch Ausbau der schon 1801 errichteten Ziegelei zu einer Tonwarenfabrik (1866), durch Errichtung einer zweiten Ziegelei (1876) sowie durch Erbohren einer Solquelle zwecks Gründung eines Kurorts (1889) zu vermehren suchte. Als diese Bemühungen keinen dauerhaften Erfolg hatten, begann er in den 1880er Jahren, Teile seines Gutslandes parzellenweise an Ansiedler zu veräußern. Seit 1900 setzten seine Erben die Veräußerung fort, und es entstanden die Hermsdorfer Viertel mit den Mietshausvillen, Ein- und Zweifamilienhäusern.

1920 wurde Hermsdorf in Berlin eingemeindet. Von August 1945 bis 1990 gehörte Hermsdorf als Bestandteil des Bezirks Reinickendorf zum Französischen Sektor von (West-) Berlin.

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