Publikationen / Spaziergänge

Zur Geschichte von Frohnau

Quelle: Klaus Schlickeiser: "Entdecken Sie Reinickendorf. Spaziergänge in Borsigwalde" Berlin 2011

Frohnau wurde erst 1908-10 von der „Berliner Terrain-Centrale“ angelegt, die von dem reichen oberschlesischen Fürsten Donnersmarck beherrscht wurde. Die Gesellschaft kaufte 1907 Waldgelände von der Familie von Veltheim in Schönfließ und Example content image using the class .alignleftgründete eine Villenkolonie unter der werbewirksamen Bezeichnung „Gartenstadt Frohnau“. Nach einem Bebauungsplan der Städtebauprofessoren Brix und Genzmer legte man Straßen an und parzellierte das Gelände. Am 1. 5. 1910 feierte man die Einweihung des Ortes, jedoch wurden bis 1914 nur wenige Häuser errichtet.
Kommunalrechtlich war Frohnau zuerst ein Teil des Gutsbezirks Stolpe und bildete seit Juli 1910 einen eigenen Gutsbezirk. 1917 trennte man den nördlichen Teil als weiteren Gutsbezirk „Kaiserlich Frohnau“ ab. Jedoch wurde die Trennung nicht praktisch vollzogen, da mit der Revolution von 1918 die Gutsbezirke aufgelöst wurden. Am 1. 10. 1920 wurde Frohnau gegen den Widerstand seiner steuerkräftigen Bewohner in die Großgemeinde Berlin eingegliedert und bildet seitdem einen Ortsteil des Bezirks Reinickendorf.
Am 22. 4. 1945 besetzten die sowjetischen Truppen den Ortsteil. Seit dem 12. 8. 1945 bis zum 2. 10. 1990 gehörte dieser zum Französischen Sektor von (West-) Berlin.
Frohnau war ein bevorzugter Wohnort für Schauspieler, Opernsänger, bildende Künstler und Schriftsteller. Beispielsweise wohnte der Komponist Max Trapp (1887-1971) in der Mehringer Straße 3, der Maler Franz Domscheit (1880-1965) in der Markgrafenstraße 89, der Kunsthistoriker Carl Einstein (1885-1940) im Hause Zeltinger Straße 54, der Dichter Oskar Loerke (1884-1841) in der Benediktinerstraße 8. Der Bildhauer Bernhard Hoetger (1874-1949) lebte in einem 1943 zerstörten Haus in der Gollanczstraße 40.

Dem Andenken an die von den Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Einwohner ist seit November 2000 eine Gedenkplatte vor der Johanniskirche gewidmet. Außerdem wurden seit August 2006 so genannte Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Einwohner vor ihren letzten Wohnhäusern verlegt, so in der Kreuzritterstraße 12a und in der Markgrafenstraße 64.

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